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Vorhofflimmern – ESC Guidelines 2020

Regellos arrhythmisch? Schmal? Tachykard? Ohne P-Wellen? – Ganz klar, das EKG zeigt den typischen Befund einer Vorhofflimmerarrhyhtmie. So weit so gut, aber was ist nun zu tun? Die einfach gestellte Diagnose kann in der einen Situationen rasches Handeln mit Kardioversion erfordern und wirft in anderen Fällen bei hämodynamischer Stabilität im Verlauf viele Fragen in der weiteren Diagnostik, Management und Therapie auf… Vielleicht werden sich einige Fragen, warum die VHFA hier im Rahmen eines Notfall-/Intensiv- oder Anästhesiesettings besprochen wird. Zum einen ist es so, dass AF (Atrial Fibrillation, Vorhofflimmern) ein häufiges rhythmologisches Problem darstellt (auf der Intensivstation ist es sogar die häufigste Arrhythmie). Andererseits kann es auch zu hämodynamischer Instabilität führen und ist generell mit einer erhöhten Mortalität verbunden. Initial fällt einem die Diagnostik nicht immer (besonders wenn sehr tachykard oder in Verbindung mit einem Schenkelblock) leicht… Eine adäquate Therapie in der Akutsituation sowie Evaluation einer notwendigen Schlaganfallprophylaxe, richtige Prognose und Komorbiditätenmanagement sind von medizinisch und volkswirtschaftlich relevanter Bedeutung. Aus diesen und mehreren anderen Gründen beschäftigte sich 2020 die ESC erneut mit diesem Thema und brachte …

Consensus Statement zum Timing einer elektiven Operation nach SARS-CoV-2-Infektion

Mit Fortschreiten der Corona-Pandemie und größerer Anzahl an Erkrankten und glücklicherweise  wieder Genesenen stellt sich zunehmend die Frage ab welchem Zeitpunkt eine elektive OP sicher und sinnvoll ist und auf welche Besonderheiten Acht zu geben ist.  Hierzu gibt es ein multidisziplinäres Consensus Statement der Association of Anaesthetists, the Centre for Peri‐operative Care, the Federation of Surgical Specialty Associations, the Royal College of Anaesthetists and the Royal College of Surgeons of England. (1) Auch zu diesem Thema erwähnens- und empfehlenswert ist der hervorragende Podcast ACCRAC von Jed Wolpaw.  Folgende Empfehlungen wurden getroffen:  Shared decision‐making regarding timing of surgery after SARS‐CoV‐2 infection between patient and multidisciplinary clinical teams must consider: severity of the initial infection; ongoing symptoms of COVID‐19; comorbid and functional status, both before and after SARS‐CoV‐2 infection; clinical priority and risk of disease progression; and complexity of surgery. Planned surgery should not be considered during the period that a patient may be infectious: 10 days after mild/moderate disease and 15–20 days after severe disease. For patients who are severely immunosuppressed (online Supporting Information Appendix S1), …

Wachintubation: Guidelines der Difficult Airway Society.

Beim diesjährigen World Airway Management Meeting wurden vor kurzem erstmalig Leitlinien zur Wachintubation bei Erwachsenen präsentiert. Die kompletten Leitlinien kannst du hier finden Hier in Kurzform die wichtigsten Empfehlungen und Hintergründe. Indikationen/Kontraindikationen. Bei Hinweisen für einen schwierigen Atemweg muss die Wachintubation in Betracht gezogen werden.Die Vorhersage eines schwierigen Atemweges ist zwar unzuverlässig, dennoch sollte man natürlich bei jedem Patienten den Atemweg beurteilen und eine Anamnese hinsichtlich Intubationskomplikationen etc. erheben. Eine Auflistung typischer Hinweise gibt’s hier (Tabelle 1 und 2).Relative Kontraindikationen wären z.B. eine Allergie gegen Lokalanästhetika, Blutung oder unkooperative Patienten. Die einzig absolute Kontraindikation ist die Ablehnung durch den Patienten. Ergonomie, Ausstattung und Aufbau des Arbeitsplatzes. Hierzu bitte Abb. 1 der Originalpublikation ansehen. Human Factors. Eine Wachintubation kann Stress bedeuten. Nicht nur für den Patienten, sondern vor allem auch für den Durchführenden. Wie wir wissen kann Stress mit einer suboptimalen Performance einhergehen, was das Risiko von Komplikationen, einschließlich des Scheiterns, erhöht. Entsprechende Vorausplanung, Teamwork, gute Kommunikation und adäquate Vorbereitung sowie gut ausgebildete, kompetente Assistenten sind unverzichtbar. Die Sicherheit des Patienten sollte nicht durch den Zeitdruck …

Videolaryngoskopie: Basics, Tipps und Tricks

Die Videolaryngoskopie ist in aller Munde und verschiedenste Modelle sind immer flächendeckender vorhanden.  Was gibt es wichtiges zu wissen und was sagen gängige Leitlinien und die Litaretur über die Videolaryngoskopie? Prinzipiell unterscheidet man  3 Arten von Videolaryngoskopen anhand der Spatelform: (1) mit einem macintosh-ähnlichem Spatel mit einem stark gekrümmten (hyperangulierten) Spatel mit einem Führungskanal für den ET-Tubus (klassischerweise das Airtraq Ⓡ) So unterschiedlich diese Arten auch sind, so unterschiedlich sind natürlich auch die Meinungen und Empfehlungen darüber und jedes dieser Devices hat seine Eigenheiten bei der Atemwegssicherung.  Aber fangen wir von vorne an. Hintergrund der Videolaryngoskopie (VL)  ist es das Auge des Betrachters von außen (=extraoral, wie bei der direkten Laryngoskopie) hin vor die Glottisebene zu verlagern.  Das bringt natürlich einige Vorteile mit sich (Cochrane Review, news-papers):  die Sicht auf die Glottisebene ist verbessert weniger fehlgeschlagene Intubationen weniger Atemwegstrauma weniger Heiserkeit man benötigt eine geringere HWS-Reklination die Assistenz kann mitschauen steilere Lernkurve für DL (mit machintosh-ähnlichem Spatel) könnte insgesamt leichter sein weniger Fehlintubationen bei erwartet schwierigen Atemweg erfahrene Anwender haben weniger fehlgeschlagene Intubationen So weit …

Der diastolische Blutdruck in der CPR

Eine erneute Diskussion zum Thema Reanimation ist spätestens mit der PARAMEDIC2-Studie (1)wieder entflammt. Doch während diese Frage wohl eher philosophisch zu beantworten ist, wollen wir mit diesem Artikel einen näheren Blick auf ein bestimmtes Detail der Reanimation werfen.   “Performing CPR without measuring the effects is like flying an airplane without an altimeter” – Dr. Max Harry Weil at the Fourth Wolf Creek Conference, April 1996   Sowohl die ERC Guidelines 2015 (2)als auch ein Statement der AHA (3)empfehlen, dass der diastolischen Blutdruckwert während der CPR über 25 mmHg zu halten ist. Zunächst muss man dabei erwähnen, dass dieses Ziel natürlich nur überwacht werden kann, wenn man unter Reanimation einen arteriellen Zugang legt, was grundsätzlich empfohlen wird (2,3). Doch warum genau der diastolische Blutdruck? Schauen wir uns diesen Blutdruckwert noch einmal richtig an: Also die Diastole an sich entspricht der Füllungs- und Entspannungsphase des Herzens. Im rechten und linken Herzen herrschen jedoch unterschiedliche Druckverhältnisse, das Myokard ist ja auch unterschiedlich dick. Während das rechtsventrikuläre Myokard nun kontinuierlich mit Blut versorgt wird und am ehesten noch …

Erhöhte Blutzuckerwerte im OP: ein unterschätztes Problem – eine überschätzte Herausforderung.

Unabhängig des Vorliegens eines vorbekannten Diabetes mellitus wird die weltweite Prävalenz des Auftretens von Hyperglykämien bei hospitalisierten Patienten auf 20-40% geschätzt wobei kritisch kranke Patienten auf Intensivstationen in bis zu 70% Hyperglykämien aufweisen (1,2). Die Prävalenz an hyperglykämischen Episoden während eines Krankenaufenthalts korreliert, wie auch die Prävalenz von Diabetes, stark mit dem Alter des Patienten, so zeigte sich,

Der traumatische Herz-Kreislauf Stillstand – Part 2

Weiter gehts mit Part 2 der Traumareanimation. In diesem Beitrag geht es um invasive Techniken zum Beheben einer reversiblen Ursache eines traumatischen Herz-Kreislauf-Stillstandes.  Zur Wiederholung: es geht um die 2Hs und 2Ps: Hypoxie, Hypovolämie, SpannungsPneumothorax, Perikardtamponade.   SpannungsPneumothorax: Muss unmittelbar erkannt und behandelt werden, und stellt die größte Gruppe an definitiv vermeidbaren Todesursachen dar. Warum? Während der TCA Reanimation sind die typischen klinischen Zeichen (subkutanes Emphysem, Fehlen von Atemgeräuschen, Stauung der Jugularvenen etc.) nicht immer vorhanden, sodass bilaterale Thorakostomien bei jeder TCA durchzuführen sind, bei der ein thorakales Trauma nicht ausgeschlossen werden kann, was auch eventuelle Verletzungen durch die Herzdruckmassage an sich beinhaltet. Behilflich in der Diagnosestellung könnte auch ein Ultraschallgerät sein, jedoch ist für einen (eFAST) Scan während einer TCA nicht immer Zeit, möglicherweise kann man ihn besser in der Peri-Arrest Phase anwenden. Von der Insertion eines Tubus im Rahmen der präklinischen Thoraxdrainagen wird abgeraten, da er verstopft, abgeknickt und/oder disloziert sein könnte und so ein falsches Sicherheitsgefühl geben kann. Die einfache Thorakostomie kann sowohl Diagnose als auch Therapie darstellen, im Zweifel nachpalpieren um die Entlastung zu bestätigen …

Der traumatische Herz- Kreislauf Stillstand – Part I

  Diesen Beitrag haben uns dankenswerterweise Haris „Bego“ Begovic und Petra Baumgartner zur Verfügung gestellt. Haris kennt ihr ja schon von seinen Anekdoten zur HWS-Immobilisation. Beide sind erfahrene NotärztInnen, die ihre ersten notfallmedizinischen Schritte auf den Grazer „Jumbos“ begonnen und auch international viel Erfahrung gesammelt haben (Haris war unter anderem als Notarzt bei HEMS-London tätig). Danke euch für den Support! Im ersten Teil stellen sie uns einen allgemeinen Approach an Trauma-PatientInnen vor der sich an den aktuellen ERC-Guidelines orientiert, im zweiten Teil werden sie uns spezielle invasive Techniken zum Beheben einer reversiblen Ursache eines Herz-Kreislauf-Stillstandes näherbringen.   Einleitung:  Wir möchten anhand der aktuellen Trauma Richtlinien des ERC eine praktisch orientierte Hilfestellung für den herausfordernden Fall der Trauma CPR leisten und vor allem bei der Setzung der richtigen Prioritäten, speziell auf die reversiblen Ursachen bezogen, ein bisschen mehr Klarheit schaffen, um beim nächsten Ernstfall als Team perfekt gerüstet zu sein.  Reanimationen bei Traumata hatten über Jahrzehnte eine sehr hohe Mortalitätsrate, die sich bis zuletzt kaum verändert hat. Trauma ist eine der führenden Todesursachen in westlichen Ländern, …