Am Beispiel des viel zu oft angeordneten und abgenommenen präoperativen Blutbilds (jaja, das kennen wir in der Anästhesie nur zu gut: 18jährige, unauffällige PatientInnen, bei denen die gesamte Gerinnung analysiert wurde…) beleuchtet dieser aktuelle Artikel von Brateanu A et al. im „Cleveland Clinic Journal of Medicine“ warum wir oft gegen bessere Evidenz handeln. Ein paar Aspekte dieses sehr spannenden und unser Lernen auf einer Art Metaebene reflektierenden und kritisierenden Artikels möchte ich herausgreifen. 1.: Das kennen wir nur zu gut: es ist viel schwieriger, althergebrachtes Handeln, Abläufe etc. über Bord zu werfen („to discontinue“ schreiben die Autoren sehr passend) als neues zu implementieren. Das gilt nicht nur für die Medizin, aber bei uns ist das besonders ausgeprägt (Stichwort: „Eminenz-based Medicine“). 2.: Die Komplexität und die Anzahl der Guidelines und Empfehlungen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen – unsere Zeit, diese zu lesen, jedoch nicht. So hat beispielsweise die Anzahl der References in der ACC/ AHA- Executive Summary zu den Perioperative Guidelines von 96 im Jahr 2002 auf 252 im Jahr 2014 massiv zugenommen. Daraus …