Allgemein, Anästhesie, Atemweg, Notfallmedizin, Präklinik
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Krikoiddruck

Drücken oder nicht drücken? Eigentlich gibt es relativ klare Aussagen dazu.
In den kürzlich publizierten S1-Leitlinien „Prähospitale Notfallnarkose beim Erwachsenen“ der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin wurde folgendes Statement dazu abgegeben (1) :

„Der früher propagierte Krikoiddruck (sog. Sellick-Manöver) wird vor dem Hintergrund fehlender evidenzbasierter Daten zur positiven Wirkung und einer potentiellen Verschlechterung des Intubationssitus nicht mehr empfohlen.“

Auch in der S1 Leitlinie Atemwegsmanagement wird der Krikoiddruck nicht mehr generell empfohlen (2):

„In Abwägung von potentiellem Nutzen und Risiko kann auf die routinemäßige Anwendung des Krikoiddrucks verzichtet werden. In Einzelfällen, speziell unter Sichtkontrolle, kann der Krikoiddruck hilfreich sein, um eine Regurgitation zu verringern oder zu verhindern. Bei schwieriger Maskenbeatmung oder schwieriger Laryngoskopie soll der Krikoiddruck gelockert oder aufgehoben werden.“

Ebenso die Durchsicht der #FOAMed Debatte im Frühjahr 2014 und John Hinds LEGENDÄREM Cricolol-Vortrag waren durchaus spannend.

Das spricht dagegen (1-4) :

  • erschwert Intubation
  • erschwert Masken-Beutelbeatmung
  • erschwert die Platzierung und Beatmung einer/s Larynxmaske/tubus
  • falls der Patient erbricht kann es zu Ösophagusrupturen kommen
  • vermindert Tonus des unteren Ösophagussphinkters
  • es kann zu Aspirationen trotz Krikoiddrucks kommen
  • bei wachen Patienten liegt in fast in der Hälfte der Fälle ein gewisser Anteil des Ösophagus schon lateral der Mittellinie des Wirbelkörpers, bei angwendetem Krikoiddruck steigt diese Zahl auf 95%.
  • die Evidenz zur Verhinderung eines Refluxes von Mageninhalt ist sehr gering (Grad D)
  • es kommt zu einer Verlegung/Obstruktion der Atemwege
  • wird oft vom Personal nicht korrekt durchgeführt
  • vieles mehr (siehe LITFL)

das spricht dafür:

  • ist das Personal gut geschult in der Anwendung des Krikoiddrucks (was allerdings selten der Fall ist!) und hat der Patient eine normale Atemwegsanatomie wird die Sicht wahrscheinlich nicht verschlechtert
  • bei Anwendung eines Krikoiddrucks kann sich die Sicht auf die Epiglottis verbessern, verschlechtern oder gleich bleiben.

Ich verwende den Krikoiddruck aus o.g. Gründen nicht.

Literatur:

  1. Handlungsempfehlung zur prähospitalen Notfallnarkose beim Erwachsenen
  2. S1 Leitlinie: Atemwegsmanagement
  3. Timmermann A, Byhahn C. Krikoiddruck. Schützender Handgriff oder etablierter Unfug. Anaesthesist
  4. http://lifeinthefastlane.com/ccc/cricoid-pressure/

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  1. Pingback: Anfängerblog 3.0-Ileus | FOAMina

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