Kardio, Notfallmedizin, Präklinik, Ultraschall
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Stellenwert der Echokardiographie in der CPR

Die Sonographie hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Vor allem in der Diagnostik akuter Krankheitsbilder bietet der Ultraschall eine gute Alternative zum Röntgen oder anderen strahlenbelastenden Verfahren.

Durch die Weiterentwicklung der Ultraschalltechnologie sind mittlerweile vollportable Ultraschallgeräte verfügbar, somit ist es mittlerweile auch möglich die Ultraschalldiagnostik im prähospitalen Bereich erfolgreich einzusetzen. Das Anwendungsspektrum geht, wie einige Berichte zeigen, weit über die Reanimationssituation hinaus. (1-4) Wie bereits bekannt, teilt sich der Behandlungsalgorithmus der kardiopulmonalen Reanimation nach Ableitung des Herzrhythmus in schockbare und nicht-schockbare Rhythmen auf. Bei der PEA (pulslose elektrischen Aktivität) handelt es sich um ein Zustandsbild bei dem zwar eine Herzaktion im EKG vorhanden ist, jedoch kein Puls getastet werden kann. Es wurde gezeigt, dass innerhalb dieser pulslosen elektrischen Aktivität mit Hilfe der Echokardiografie noch weiters zwischen absolutem Herzstillstand und noch vorhandener Kontraktion des Myokards unterschieden werden kann. (5)

Somit werden 2 Entitäten unterschieden:

  • Echte-EMD (elektromechanische Dissoziation): ein pulsloser Patient mit regulärem Rhythmus aber ohne Wandbewegungen im Echo.
  • Pseudo-EMD: ein pulsloser Patient mit regulärem Rhythmus aber mit Wandbewegungen im Echo.

Es wurden mehrere Studien durchgeführt, die den prognostischen Wert der Echokardiographie im Rahmen der Reanimation evaluierten. Es stellte sich heraus, dass Patienten mit einem cardiac standstill, also einer echten-EMD einen sehr hohen positiv prädiktiven Wert für Tod aufweisen. (6-9)

Die Differenzierung zwischen echter-EMD und Pseudo-EMD dient auch als prognostischer Faktor. Mit Hilfe der Echokardiographie kann eine Risikostratifizierung stattfinden und Patienten mit besserer Prognose von Patienten mit infauster Prognose unterschieden werden.

Präklinik

Mittlerweile gibt es auch schon erste Studien die diese Fragestellung im präklinischen Setting untersuchten. (1,10) Die innerklinischen Ergebnisse bestätigten sich auch im außerklinischen Rettungswesen. Das Vorliegen einer Pseudo-EMD hingegen wird auch in diesen Studien mit einem verbesserten Outcome in Verbindung gebracht, speziell dann wenn eine potentielle behandelbare Ursache zu Grunde lag. Als Grund für eine Pseudo-EMD wurden eine verminderte linksventrikuläre Funktion, Perikardtamponade, Hypovolämie und eine massive Dilatation des rechten Ventrikels diagnostiziert.

Somit lässt sich zusammenfassen, dass ein sonographisch nachgewiesener völliger Herzstillstand in der initialen Echokardiographie mit einem positiv prädiktiven Wert für Tod einhergeht.

Literatur

1. Zechner PM, Aichinger G, Rigaud M, Wildner G, Prause G. Prehospital lung ultrasound in the distinction between pulmonary edema and exacerbation of chronic obstructive pulmonary disease. Am J Emerg Med. 2010; 28(3): 389 e1-2.
2. Nelson B, Chason K. Use of ultrasound by emergency medical services: a review. International Journal of Emergency Medicine. 2008; 1(4): 253-9.
3. Sacherer F. Präklinische Notfallsonographie. Notfall & Rettungsmedizin. 2015
4. Schlotterbeck K, Fraunhofer J, Hübner H, Moshage W. Einsatz eines tragbaren Echokardiographiegerätes bei Notfallpatienten. Intensivmedizin und Notfallmedizin. 2003; 40(2): 124-9.
5. Bocka LL, Overton DT, Hauser A. Electromechanical dissociation in human beings: An echocardiographic evaluation. Ann Emerg Med. 1988; 17: 450-2.
6. Salen P, O’Connor R, Sierzenski P, Passarello B, Pancu D, Melanson S, et al. Can cardiac sonography and capnography be used independently and in combination to predict resuscitation outcomes? Acad Emerg Med. 2001; 8(6): 610-5.
7. Blaivas M, Fox JC. Outcome in cardiac arrest patients found to have cardiac standstill on the bedside emergency department echocardiogram. Acad Emerg Med. 2001; 8(6): 616-21.
8. Tayal VS, Kline JA. Emergency echocardiography to detect pericardial effusion in patients in PEA and near-PEA states. Resuscitation. 2003; 59(3): 315-8.
9. Salen P, Melniker L, Chooljian C, Rose JS, Alteveer J, Reed J, et al. Does the presence or absence of sonographically identified cardiac activity predict resuscitation outcomes of cardiac arrest patients? Am J Emerg Med. 2005; 23(4): 459-62.
10. Breitkreutz R, Price S, Steiger HV, Seeger FH, Ilper H, Ackermann H, et al. Focused echocardiographic evaluation in life support and peri-resuscitation of emergency patients: a prospective trial. Resuscitation. 2010; 81(11): 1527-33.

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