Der Nervus ischiadicus ist der größte Nerv des Menschen und dennoch kann es Schwierigkeiten bereiten ihn im Ultraschall darzustellen. Mitursache dafür ist die Anisotropie.
Anisotropie bedeutet, dass sich die Ultraschallwellen von Strukturen (in diesem Fall Nerven) nicht in alle Richtungen gleich ausbreiten. Als Konsequenz daraus lassen sich diese Strukturen besser oder eben schlechter darstellen.
Alle Nerven (oder auch Sehnen) sind vom Phänomen der Anisotropie betroffen. Der Nervus ischiadicus (oder auch der n. medianus) hiervon besonders stark. Die Strukturen sind dann am besten sichtbar wenn der Schall im orthograden (90°)-Winkel auf eine Oberfläche trifft. In diesem Winkel ist die Reflexion der Ultraschallwellen am stärksten. Schon winzige Veränderungen können einen Nerv „unsichtbar“ machen. Die Anisotropie wird verstärkt, wenn viele gekrümmte Oberflächen vorhanden sind oder wenn das Organ aus zahlreichen Schichten besteht, die nicht parallel verlaufen. Hierdurch werden die Schallwellen stärker abgelenkt-die betreffende Struktur erscheint echoarm oder sogar echolos.
Zur verbesserten (kontrastreicheren) Darstellung muss man den Schallkopf vorsichtig und langsam kippen.
Anisotropie ist unvermeidlich. Gerade deswegen ist es wichtig über diese Eigenschaft Bescheid zu wissen um das richtige Handling des Schallkopfes zu lernen.
Literatur:
- Keßler, P. Marhofer, H.-J. Rapp, M.W. Hollmann, Der Anaesthesist, Ultraschallgezielte Anästhesie peripherer Nerven, Die neue Herausforderung für den Anästhesisten, July 2007, Volume 56, Issue 7, pp 642–655
- aagbi.org, Anesthesia Tutorial of the week 218,The physics of ultrasound: Part 2
(abgerufen am 2.10.2016)
Link zur pdf - Grau, Ultraschall in der Anästhesie und Intensivmedizin, Lehrbuch der Ultraschalldiagnostik. 2. Ausgabe. Köln: 2009; Deutscher Ärzteverlag
P.S.: Liebe Maria, solltest du diesen Beitrag jemals lesen: er ist für dich 😉